The Secret of the Black Keys
Novel
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Dear visitors,
I am delighted that you are interested in reading an excerpt, but unfortunately this novel has not yet been translated into English. I hope to find a good translator for it next year. However, your language skills may be sufficient to enjoy the German-language excerpt.
Hans-Peter Lauenroth
Sie sah ihm nach, wie er die Straße entlang ging und sich vom Haus entfernte. Er hatte den Kopf leicht gesenkt und die Schultern hingen kraftlos nach unten. Das sportliche, energiegeladene und jungenhafte war aus seinem Körper gewichen, er wirkte jetzt viel älter. Würde er sich noch einmal umdrehen? Einmal war er schon stehen geblieben, hatte sich langsam umgedreht und dann hoch zu ihrem Fenster geschaut. Sie hatte sich ganz an die linke Fensterseite gestellt, ganz schmal gemacht und darauf geachtet, nicht die Gardine zu berühren. Nach einer gefühlten Ewigkeit war er weitergegangen und sie hatte sich wieder aus ihrer Deckung gewagt.
Fünfmal hatte er geklingelt, ein sechstes Mal hätte sie nicht überlebt. Schon beim vierten Klingeln hatte sich auf die linke Hand gebissen, um nicht laut zu schreien. Beim fünften Klingeln hatte sie fester zugebissen und sich mit aller Kraft gegen die Zimmertür gepresst. Sie wollte sich selbst daran hindern, in den Flur und zur Wohnungstür zu stürmen, sie aufzureißen und ihm um den Hals zu fallen. Als es nicht mehr klingelte, hatte sie den Biss gelockert und war an der Tür zu Boden gesunken. Ihr Puls raste und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie hatte die Haustür unten ins Schloss fallen hören, war ein, zwei Meter zum Fenster gekrochen und hatte sich dann mühsam aufgerichtet. Sie wollte ihn noch einmal sehen und sei es auch nur von hinten.
(Einige Wochen später)
Um auf andere Gedanken zu kommen, machte sie wieder einen ihrer Spaziergänge an der Alster. Es war bereits dunkel und um diese Zeit waren hier keine Leute mehr unterwegs, denn auch die Hundebesitzer hatten schon ihre Herrchen- und Frauchenpflichten erledigt. Sie blieb stehen und ihr Blick wanderte über die Alster, die heute dunkel war, weil sich der Mond hinter den Wolken versteckte. Linker Hand sah man in einiger Entfernung, hinter der Brücke zwischen der Binnen- und Außenalster, die Lichter vom Jungfernstieg. Gegenüber konnte man noch schwach Bäume und Büsche vom Harvestehuder Ufer erkennen. Sie sah ein Licht, vielleicht eine Straßenlaterne, aber so nah am Ufer? Es flackerte, nein es blinkte, unregelmäßig. Sie konzentrierte sich und versuchte ein System zu entdecken, das gelang ihr zwar nicht, aber sie war mehr und mehr der Überzeugung, dass es sich um Lichtzeichen handeln musste. Jemand sendete Signale! Aber für wen waren sie bestimmt? Sie schaute sich um, schaute nach links, schaute nach rechts und versuchte angestrengt in der Dunkelheit etwas oder jemanden zu erkennen. Da war nichts.
Sie sah wieder hinüber, das Licht blinkte. Es gab kurze und lange Pausen, nie regelmäßig. Bei ihr kam das Gefühl auf, dass sie gemeint war. Es konnte eigentlich keinen Zweifel mehr geben, sie war gemeint, die Signale waren für sie! Sie fühlte sich angezogen von dem Licht, sie wollte, nein, sie musste dort hin. Wie selbstverständlich begann sie ihre Kleidung abzulegen und zu einem kleinen Haufen zu ordnen. Mit erhobenem Kopf, den Blick auf die Lichtsignale gerichtet, schritt sie langsam, aber ohne zu zögern, auf die Alster zu.