Stell Dir vor, es kommt Krieg und keiner geht hin?

Carl Sandberg

 

Diese Wahl hatten die Menschen in der Ukraine nicht, der Krieg ist zu ihnen gekommen. Sie haben nur die Wahl zwischen, fliehen, ausharren oder kämpfen und ganz gleich, wie sich jeder entscheidet, es wird mit viel Leid verbunden sein.

Aber auch der Diktator, der diesen Krieg angezettelt hat, ist nicht hingegangen, aber der Krieg ist auch nicht zu ihm gekommen, nein, er sitzt komfortable versorgt in einer luxuriösen Umgebung und bringt viel Leid auch über sein „eigenes” Volk, das bis auf wenige Ausnahmen diesen Krieg ganz sicher auch nicht will.

Und was macht Europa und was macht der „Rest” der Welt? Jeder Politiker ist sich selbst der nächste, aber hatten wir das nicht gerade erst bei Corona? Die einen ducken sich weg und die anderen versuchen vollmundig Tatendrang vorzutäuschen. Es wird über Sanktionen und Sanktiönchen gerungen und um jeden Kubikmeter Gas gefeilscht. Alles ganz offen, damit der Diktator mal sieht, was für mächtige Gegner er da herausgefordert hat.

Inzwischen sind 10 Jahre seit dem Überfall auf die Krim vergangen und die „Militätrische Spezialoperation“ auf dem Staatsgebiet der Ukraine dauert auch schon über 3 Jahre und wir importieren hier in Europa immer noch Gas und andere Güter in erheblichem Umfang und finazieren so den Krieg gegen uns selbst nicht unerheblich mit. Wohlstandverlust! Das Schreckgespenst unserer Tage und Leitlinie der Politik. Frieden, Menschenrechte und Klimaschutz alles schön und gut, aber WOHLSTANSVERLUST?

Also immer nur ganz kleine Päckchen von Sanktionen schnüren, wir könnten ja sonst selbst ein bisschen darunter leiden müssen. Dabei weiß man doch aus der Geschichte, dass Zaghaftigkeit ein schlechter Ratgeber ist, wenn jemand etwas mit Gewalt verändern oder gar zerstören will. Das gilt auch für den Staat auf der anderen Seite des Atlantiks. Es geht dabei nicht nur um die Fragen zur dortigen Zivilgesellschaft und zum Rechtsstaat, es geht auch um unsere öffentlich zur Schau gestellte Erpressbarkeit. Und von den mit Ämtern bestallten Marionetten wird die heilige Kuh durchs Dorf getrieben: WIRTSCHAFTSWACHSTUM!

Seit Anfang Oktober 2023 gibt es jetzt auch wieder einen „heißen” Krieg in Palästina und der Sicherheitsrat der UNO blockiert sich selbst durch das Veto-Recht. Nicht immer in den Schlagzeilen und den Abendnachrichten aber für die Menschen an den jeweiligen Schauplätzen grausam präsent sind die „Bürgerkriege“ in Syrien, im Jemen, in anderen Teilen Afrikas und an vielen anderen Orten dieser Welt.

Die USA haben jetzt einen Frriedenspräsidenten, der will überall auf der Welt die Kriege beenden und große Waffendeals für die heimische Rüstungsindustrie abschließen. Gleichzeitig?  Ja, natürlich! Machen wir doch in Europa auch! Wir sind gegen den Krieg, mahnen alle zum Frieden und unsere Rüstungsindustrie floriert. Und Waffenlieferungen in Krisengebiete kriegen auch immer irgendwie hin. Wir sind halt gute Kaufleute und sooo friedlich.

Sind wir böse Menschen, die Lust auf Gewalt, auch sexualisierte Gewalt, und auf Krieg haben, oder ist es „nur“ in der Evolution so angelegt, um uns das Überleben zu sichern?

Buchtipp:  Die  Evolution der Gewalt, dtv Verlagsgesellschaft, auch als eBook und Hörbuch.
Buchbesprechung:  https://www.deutschlandfunkkultur.de/rezension-harald-meller-evolution-gewalt-100.html

 

Über einige Davongekommene (Günter Kuhnert 1929 – 2019)

Als der Mensch, unter den Trümmern seines bombardierten Hauses hervorgezogen wurde, schüttelte er sich und sagte:

Nie wieder.

Jedenfalls nicht gleich.

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Ich weiß, der Spruch von Wolfgang Neuss (1923 – 1989) steht nun schon ziemlich lange auf dieser Seite, aber ist er nicht zeitlos?

Heut‘ mach ich mir kein Abendbrot, heut‘ mach ich mir Gedanken.

Ich hatte zweimal das Glück, ihn interviewen zu dürfen, 1986 und 1987, beide Male für den Bayerischen Rundfunk und beide Male habe ich einen sehr sympathischen, intelligenten und immer noch sehr gut über das aktuelle Geschehen informierten Menschen angetroffen. Gern möchte ich auch noch auf seinen wunderbaren Film hinweisen: Wir Kellerkinder. Ich habe mich schon früh für Kabarett interressiert und es hat mich auch in meiner Haltung zu einer demokratisch organisierten Gesellschaft beeinflusst. Besoners hervoheben möchte ich da Werner Finck (2. Mai 1902 – 31. Juli 1978), Hans-Dieter Hüsch (6.Mai 1925 – 6. Dezember 2005) und Dieter Hildebrandt (23. Mai 1927 – 20. November 2013).

Selbstironie und über sich lachen können, aber auch seine Denkgewohnheiten zu hinterfragen, halte ich für wichtiger, als immer nach schnellen Antworten zu suchen?

Unter der Überschrift „?“ möchte ich in lockerer Folge in der Form eines Blogs Fragen rund um ein Thema aufwerfen, aktuell oder grundlegend, wie es gerade so kommt. Vielleicht gelingt es mir, Denkanstöße zu geben, auch mir selbst.

Vorerst wird das als Einbahnstraße geschehen, später eventuell mit einem Antwortbutton.